Der 11. Juli 2010 ist ein wichtiges Datum für den Badestädter Bürgerschützenverein. Mit einer Festandacht an der Lindenkapelle soll an diesem Tag die neue Standarte der Arminius-Kompanie offiziell geweiht werden. Das kostbare Tuch hat eine lange und wechselvolle Geschichte.
Die Veteranen der Arminius-Kompanie erinnern sich heute noch gerne an die prachtvollen Festumzüge der 1950er-Jahre. In ihrem Gedächtnis geblieben sind auch die drei Reiter, die den Arminen bei jedem größeren Ausmarsch mit der eigenen Kompanie-Standarte voranritten. 1969 endete diese stolze Zeit. Über die Gründe ist wenig bekannt. Das edle Tuch der Standarte wurde in die heutige Kompaniefahne eingearbeitet. Johannes Hennig, Johannes Rudolph und Josef Böhner, das bekannte Reiter-Trio, gaben ihre ehrenvolle Aufgabe ab.
2007 feierte der Bürgerschützenverein Bad Lippspringe sein 100-jähriges Bestehen. In der Arminius-Kompanie wurde schnell die Idee konkret, eine Art Reproduktion der ehemaligen Standarte im Festumzug mitzuführen. Gesagt – getan: Zwei Herolde, hoch zu Ross, ritten der Kompanie mit ihrem Ehrenbanner weit sichtbar voraus. Die Begeisterung unter den tausenden Zuschauern war so groß, dass die Arminius-Kompanie auf der nächsten Jahreshauptversammlung beschloss, eine neue Standarte (»Standortfeldzeichen«) anfertigen zu lassen.
Namen der Stadt Bad Lippspringe im Jahre 776
In Werner Thiele fand der Vorstand einen kompetenten Rat- und Ideengeber. Der Bad Lippspringer Künstler überzeugte mit einem historisch detailgetreuen Entwurf. Das 80 mal 80 Zentimeter große Tuch der Standarte sollte sowohl an beispielhafte geschichtsträchtige Ereignisse aus der 1200-jährigen Geschichte Lippspringes erinnern, zugleich aber auch die Verbundenheit der Arminen zu ihrer Heimat symbolisieren. Beim Blick auf die ganz in purpurrot gehaltene Vorderseite der Standarte sticht der legendäre Cheruskerfürst Arminius ins Auge, der bekanntlich 9 nach Christus im Teutoburger Wald die Varus-Legionen vernichtend schlug.
Die Handschrift des Künstlers verrät auch die detailreiche Zeichnung der Lippspringer Burg – bis heute das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt; direkt daneben der Arminius-Brunnentempel, das Wappen der Stadt Bad Lippspringe und ein Pflug als prägendes Symbol der Landwirtschaft. Nicht fehlen durfte auch der Schriftzug »ubi lippia consurgit« aus der Zeit Karls des Großen. Der besagt übersetzt: »Wo die Lippe entspringt«. Die ganz in grün gehaltene Rückseite stellt die 1860 erbaute Lindenkapelle in den Mittelpunkt. Das religiöse Kleinod wird seit Jahrzehnten von der Arminius-Kompanie patenschaftlich betreut. Ebenso verpflichtet fühlen sich die Bad Lippspringer Schützen auch ihrem seit Generationen geltenden Wahlspruch »Glaube – Sitte – Heimat«.
An diesem Sonntag soll die neue Standarte der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Feierlichkeiten beginnen um 10.15 Uhr mit einem Festhochamt in der katholischen St. Martinskirche. Gegen 11.30 Uhr wird sich der von der Arminius-Kompanie angeführte Festzug auf den Weg zur Lindenkapelle machen. Es folgt eine kleine Andacht und anschließend die Weihe durch Pfarrer Georg Kersting (12 Uhr). Umrahmt wird die Festveranstaltung vom Kolping-Musikverein. Auch an das leibliche Wohl der Gäste ist gedacht.
Die Kosten für die neue Standarte, immerhin mehrere tausend Euro, sind größtenteils bereits durch Spenden gedeckt. Zur Finanzierung hat der Vorstand auch eine Medaille in Auftrag gegeben, die an den Weihetag erinnern soll. Das von Raphael Schäfers in Altsilber gearbeitete Ehrenzeichen wurde in einer auf 300 Exemplare limitierten Auflage geprägt.